Ein Lob für das Sorgen um das Wohlergehen der Wesen

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Nāgārjuna

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Ein Lob für das Sorgen um das Wohlergehen der Wesen

von Ārya Nāgārjuna

In der Sprache Indiens: Sattvārādhanastava
In der Sprache Tibets: sems can mgu bar bya ba'i bstod pa
In deutscher Sprache: Ein Lob für das Sorgen um das Wohlergehen der Wesen

Ehrerbietung an Mañjuśrī!

1. Respekt für mich ist um der fühlenden Wesen willen, ansonsten ist es kein Respekt.
Alle, die Mitgefühl nicht aufgegeben haben, sind mir gegenüber respektvoll.
Jene, die Mitgefühl aufgeben und ohne es leben, sind gestürzt.
Nur Mitgefühl kann sie aus ihrer Not erlösen, nichts anderes.

2. Wer auch immer sich mitfühlend für das Wohl der Wesen einsetzt,
erfreut mich nicht nur, sondern hält dadurch die Lehren aufrecht.
Ethische Disziplin, Gelehrsamkeit, Mitgefühl, Weisheit und Klarheit –
wer auch immer diese besitzt, bringt dem Sugata beständige Opfergaben dar.

3. Aufgrund meiner Arbeit für das Wohl der Wesen erlangte ich Vollendung.
Nur für das Wohl der Wesen halte ich diesen Kāya in Vollkommenheit aufrecht.
Wer auch immer schädliche Absichten gegenüber den Wesen hegt,
stützt sich nicht auf mich und wird die wahre Bedeutung nicht entdecken.

4. Selbst die kleinste Wohltat für lebende Wesen ist eine Opfergabe,
denn eine Opfergabe ist etwas, das den Geist erfreut.
Selbst die erlesensten Geschenke von einem, der Feindseligkeit hegt,
oder einem, der anderen Leid zufügt, können nicht als Opfergabe betrachtet werden.

5. Meine Frauen, meine Kinder, meinen Reichtum und meine Ländereien,
mein Fleisch, mein Blut, mein Fett, meine Augen und sogar meine Körper –
Ich habe sie alle aus Liebe für die Wesen verschenkt.
Wenn ihr diese Wesen verletzt, fügt ihr auch mir Leid zu.

6. Zum Wohl der lebenden Wesen zu wirken, ist die beste aller Opfergaben an mich.
Wenn ihr dagegen Lebewesen schadet, fügt ihr auch mir den größten Schaden zu.
Da ich und die fühlenden Wesen gleiche Freude und gleiches Leid erfahren,
wie könnte jemand, der Lebewesen Leid zufügt, mein Schüler sein?

7. In Abhängigkeit von fühlenden Wesen erfreute ich die Buddhas und kultivierte Tugend.
Indem ich beständig vielen Lebewesen half, erlangte ich die Pāramitās.
Durch meine Absicht, mich um das Wohl der Wesen zu bemühen, besiegte ich Māra.
Weil ich auf diese Weise für die Wesen arbeitete, wurde ich ein Buddha.

8. Wenn es nicht von einem Leben zum nächsten Lebewesen gäbe, um die wir uns kümmern könnten,
worauf würden wir uns konzentrieren, um liebende Güte und Mitgefühl zu vollenden?
Wer wären die Objekte des Gleichmuts und der Freude? Die Grundlage für Befreiung und so fort?
Für wen würden die Mitfühlenden sich ständig bemühen, um Ausdauer zu entwickeln?

9. Ich habe viele Lebewesen, darunter auch Elefanten, verschenkt,
und durch meine Geschenke habe ich Wesen angezogen, die geeignete Gefäße waren.
Der Anblick der verschiedenen Nöte der Wesen hat mein Mitgefühl verstärkt.
Warum hätte ich all das getan, wenn nicht, um die Wesen zu schützen?

10. Wenn keine fühlenden Wesen existierten, gäbe es kein Saṃsāra, in dem man Lebenszeiten
von unsäglichem Leid, gegründet auf einer Vielzahl unerträglicher Qualen, erleidet, warum also nach Vorteil streben?
Wenn es mir – mit meiner Natur als ein Sugata, das größte aller Wunder, ein Ornament des Kreislaufs der Existenz –
an Liebe für die Wesen mangeln würde, für wen hätte ich dann Vollendung erlangt?

11. Solange meine Lehren noch strahlen und den Lebewesen Nutzen bringen,
so lange solltet auch ihr, die ihr euch das höchste Wohl für andere wünscht, verweilen.
Ihr alle, die ihr von meinen guten Taten gehört habt, solltet unermüdlich alles Gelernte
zum Wohl der lebenden Wesen anwenden und unerschrocken die Essenz dieser Existenz zutage bringen.

Dies ist der Abschluss der Belehrung „Ein Lobgesang für das Sorgen um das Wohlergehen der Wesen“, die der Gesegnete den Sechzehn Großen Śrāvakas erteilte und die in der Schrift „Salzwasserfluss“ im Bodhisattva-Piṭaka enthalten ist und hier vom Meister Nāgārjuna in Versen zusammengefasst wurde.

Übersetzt [ins Tibetische] und editiert von dem großen indischen Lehrer Dīpaṃkara Śrījñāna und dem Lotsāwa-Mönch Tsultrim Gyalwa.


| Englische Übersetzung von Khenpo Yeshe Gyaltsen, Tenzin Yeshe Jamchen (Sean Price) und Adam Pearcey, 2023. Mit Wertschätzung und Dank an die Ehrwürdige Thubten Drolma. Deutsche Übersetzung von Daniel Dastagir und Yogini Amarani, 2023. Herzlichen Dank an Karin Behrendt für die Mitarbeit und das Lektorat.


Bibliographie

Tibetische Ausgaben

Nāgārjuna (klu sgrub). sems can mgu bar bya ba'i bstod pa. Toh 1125. sde dge bstan 'gyur. Bd. 1 (bstod tshogs, ka): folios 74b-75b

Ngag dbang dpal ldan. sems can mgu bar bya ba'i tshigs su bcad pa mchan dang bcas pa. Bod kyi brdaʼi bye brag gsal bar byed pa ngag gi sgron ma sogs. (BDRC W1NLM4879) 6 Blätter. http://purl.bdrc.io/resource/MW1NLM4879_O1NLM4879_011

Sekundärquellen

Geshe Tsulga (Tsultrim Chöphel), Thubten Damchoe und Yeshe Chodron, „Praise To Satisfying Sentient Beings″ in Arya Nagarjuna's Praise to Satisfying Sentient Beings [and] A Commentary on the Awakening Mind. Medford, MA: Kurukulla Center for Tibetan Buddhist Studies, 2015. S. 25-29

Hartmann, Jens-Uwe. „Der Sattvārādhanastava und das Kṣāranadīsūtra.“ In B. Kellner, H. Krasser, H. Lasic, M.T. Much, H. Tauscher (Herausgeber.), Pramāṇakīrtiḥ. Ernst Steinkellner zum 70. Geburtstag gewidmete Aufsätze. Teil 1. (Wiener Studien zur Tibetologie und Buddhismuskunde 70.1) Wien 2007, S. 247-257.


Version: 1.0-20230518

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