Reinen Länder der drei Kayas

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Jigme Lingpa

Glorreichen Kupferfarbenen Berg

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༄༅། །སྐུ་གསུམ་ཞིང་ཁམས་སྦྱོང་བའི་གསོལ་འདེབས་སྨོན་ལམ།

Ein Wunschgebet des Praktizierens der

Reinen Länder der drei Kayas

von Rigdzin Jigme Lingpa

 

ཀྱེ་མ་ཀྱི་ཧུད་རིག་འཛིན་པདྨ་འབྱུང༌། །

kyema kyi hü rigdzin pema jung

Kyema Kyihü, Rigdzin Pema Djungne!

བདག་འདྲ་ལས་ངན་སྙིགས་མའི་སེམས་ཅན་རྣམས། །

dak dra le ngen nyikme semchen nam

Ich und alle fühlenden Wesen dieses degenerierten Zeitalters mit schlechtem Karma,

བདེ་བ་འདོད་ཀྱང་སྡུག་བསྔལ་དོན་དུ་གཉེར། །

dewa dö kyang dukngal döndu nyer

obwohl wir alle Glück suchen, schaffen wir uns doch nur Leiden.

སྙིང་རུས་ཕྱིན་ཅི་ལོག་རྣམས་སུ་ལ་རེ། །

nyingrü chin chi lok nam su la re

Da alle meine Anstrengungen in die falsche Richtung gehen, wohin soll ich mich wenden?

ཐུགས་རྗེས་གཟིགས་ཤིག་རྔ་ཡབ་གླིང་པ་མཁྱེན། །

tukje zik shik ngayab lingpa khyen

Du, Meister in Ngayab Ling, denk an mich, sieh auf mich voller Mitgefühl!

ད་ལྟ་ཉིད་དུ་ཟངས་མདོག་དཔལ་རིར་དྲོངས། །

danta nyi du zangdok palrir drong

Führe mich jetzt zum Glorreichen Kupferfarbenen Berg, Sangdog Palri!

 

ཐུགས་རྗེ་ལྡན་པའི་རྒྱལ་བ་ཁྱེད་ལྟ་བུས། །

tukje denpe gyalwa khye tabü

Ein Siegreicher Buddha wie Du, voller Mitgefühl,

བོད་འབངས་བོར་ནས་རྔ་ཡབ་གླིང་དུ་གཤེགས། །

bö bangwor ne ngayab ling du shek

verließ die Tibeter und ging nach Ngayab Ling.

གདོང་དམར་བོད་ཕྲུག་སྤྲེའུའི་ཚ་བོ་རྣམས། །

dong mar bö truk pe'ü tsawo nam

Für die Kinder Tibets, die von der Familie der Affen herkommen,

འདི་ཕྱིའི་རེ་ལྟོས་སྐྱབས་གནས་སུ་ལ་རེ། །

di chi re tö kyabne su la re

bist du in diesem und im nächsten Leben unsere Zuflucht und Hoffnung, an wen können wir uns sonst wenden?

ཐུགས་རྗེས་གཟིགས་ཤིག་རྔ་ཡབ་གླིང་པ་མཁྱེན། །

tukje zik shik ngayab lingpa khyen

Du, Meister in Ngayab Ling, denk an mich, sieh auf mich voller Mitgefühl!

ད་ལྟ་ཉིད་དུ་ཟངས་མདོག་དཔལ་རིར་དྲོངས། །

danta nyi du zangdok palrir drong

Führe mich jetzt zum Glorreichen Kupferfarbenen Berg, Sangdog Palri!

 

ཚེ་སྲོག་མི་རྟག་གཡང་ཁའི་བྱེའུ་འདྲ། །

tsesok mi tak yangkhe je'u dra

Das Leben ist unsicher, wie für einen jungen Vogel im Nest über einem Abgrund.

དོ་ནུབ་ཙམ་ཡང་མི་འཆིའི་གདེང་ནི་མེད། །

donub tsam yang mi chi deng nime

Welche Sicherheit gibt es, dass Du nicht noch diese Nacht sterben wirst?

རྟག་ཏུ་སྡོད་གྲབ་བྱེད་པ་བདུད་ཀྱིས་བསླུས། །

taktu dö drab jepa dü kyi lü

Denkend, dass Du für immer lebst, bist du von einem Dämon verblendet.

གཤིན་རྗེའི་ཕོ་ཉ་བྱུང་ན་སུ་ལ་རེ། །

shinje ponya jung na su la re

Wenn die Boten des Herrn des Todes erscheinen, an wen willst Du dich dann wenden?

ཐུགས་རྗེས་གཟིགས་ཤིག་རྔ་ཡབ་གླིང་པ་མཁྱེན། །

tukje zik shik ngayab lingpa khyen

Du, Meister in Ngayab Ling, denk an mich, sieh auf mich voller Mitgefühl!

ད་ལྟ་ཉིད་དུ་ཟངས་མདོག་དཔལ་རིར་དྲོངས། །

danta nyi du zangdok palrir drong

Führe mich jetzt zum Glorreichen Kupferfarbenen Berg, Sangdog Palri!

 

འཁོར་བའི་སེམས་ཅན་སྡུག་བསྔལ་ལས་ལ་གཡེངས། །

khorwe semchen dukngal le la yeng

Die fühlenden Wesen in Samsara sind ständig abgelenkt mit Handlungen, die Leiden mit sich bringen.

དམ་ཆོས་བྱེད་བློ་ནམ་ལངས་སྐར་ལྟར་ཡལ། །

damchö je lo namlang kar tar yal

Alle unsere Absichten, Dharma zu praktizieren verblassen wie Sterne, wenn der Morgen kommt.

དོན་ཆུང་གཡེང་བའི་ཁོལ་བོར་མི་ཚེ་ཟད། །

dön chung yengwe kholwor mitse ze

Unsere Lebensspanne erschöpft sich in überschwänglichen Ablenkungen durch unwichtige Dinge.

དགྲ་ཆེན་འཆི་བ་བྱུང་ན་སུ་ལ་རེ། །

dra chen chiwa jung na su la re

Wenn der Tod, unser größter Feind kommt, an wen willst Du dich wenden?

ཐུགས་རྗེས་གཟིགས་ཤིག་རྔ་ཡབ་གླིང་པ་མཁྱེན། །

tukje zik shik ngayab lingpa khyen

Du, Meister in Ngayab Ling, denk an mich, sieh auf mich voller Mitgefühl!

ད་ལྟ་ཉིད་དུ་ཟངས་མདོག་དཔལ་རིར་དྲོངས། །

danta nyi du zangdok palrir drong

Führe mich jetzt zum Glorreichen Kupferfarbenen Berg, Sangdog Palri!

 

བྱིས་པའི་རང་བཞིན་སོ་སོའི་སྐྱེ་བོ་ཀུན། །

jipe rangzhin sosö kyewo kün

Wir gewöhnlichen sterblichen Wesen sind wie Kinder.

ཐོས་བསམ་སྒོམ་པའི་ན་ཚོད་ཆེས་ཆེར་རྒུད། །

tö sam gompe natsö che cher gü

Die Zeit, die uns noch zum Zuhören, Kontemplieren und Meditieren verbleibt, verringert sich ständig.

ཕར་ཕྱིན་དྲུག་གི་འདྲེན་བྱེད་ཅེ་རེ་ལོང༌། །

parchin druk gi dren je che re long

Die Augen der sechs Paramitas, der sechs transzendierenden Tugenden, erblinden.

འབྱུང་བ་ཐིམ་རིམ་བྱུང་ན་སུ་ལ་རེ། །

jungwa timrim jung na su la re

Wenn die Elemente sich (im Sterbeprozess), eines nach dem anderen auflösen, an wen willst Du Dich dann wenden?

ཐུགས་རྗེས་གཟིགས་ཤིག་རྔ་ཡབ་གླིང་པ་མཁྱེན། །

tukje zik shik ngayab lingpa khyen

Du, Meister in Ngayab Ling, denk an mich, sieh auf mich voller Mitgefühl!

ད་ལྟ་ཉིད་དུ་ཟངས་མདོག་དཔལ་རིར་དྲོངས། །

danta nyi du zangdok palrir drong

Führe mich jetzt zum Glorreichen Kupferfarbenen Berg, Sangdog Palri!

 

དགེ་བཅུའི་ལམ་ལ་མོས་པས་ཞུགས་ན་ཡང༌། །

ge chü lam la möpe zhuk na yang

Selbst wenn wir mit großer Entschlossenheit den Pfad der zehn tugendhaften Handlungen betreten haben,

རྣམ་པར་དཔྱད་ན་ཆོས་བརྒྱད་ཟོབ་དང་འདྲེས། །

nampar che na chö gye zob dang dre

bei genauer Betrachtung sehen wir, dass unsere Praxis selbsttrügerisch ist und mit den acht weltlichen Belangen vermischt ist.

མི་དགེའི་རྣམ་སྨིན་མ་ཚོར་ཤུགས་ཀྱིས་འགོ །

mi ge nammin ma tsor shuk kyi go

Wenn dann, unbemerkt durch uns, durch die Macht des Heranreifens unserer negativen Handlungen,

བར་དོར་དམྱལ་ཐག་གཅོད་དུས་སུ་ལ་རེ། །

bardor nyal tak chö dü su la re

im Bardo die Entscheidung für die höllischen Bereiche fällt, an wen willst Du Dich dann wenden?

ཐུགས་རྗེས་གཟིགས་ཤིག་རྔ་ཡབ་གླིང་པ་མཁྱེན། །

tukje zik shik ngayab lingpa khyen

Du, Meister in Ngayab Ling, denk an mich, sieh auf mich voller Mitgefühl!

ད་ལྟ་ཉིད་དུ་ཟངས་མདོག་དཔལ་རིར་དྲོངས། །

danta nyi du zangdok palrir drong

Führe mich jetzt zum Glorreichen Kupferfarbenen Berg, Sangdog Palri!

 

ཀྱེ་མ་ནམ་ཞིག་ཚེ་ཡི་འཕེན་པ་ཟད། །

kyema namzhik tse yi penpa ze

Kyema! Wenn eines Tages meine Lebensspanne aufgebraucht ist,

ལུས་ཀྱི་མདངས་ཤོར་དབུགས་ཀྱི་ངར་སྒྲ་བརྩེགས། །

lü kyi dang shor uk kyi ngar dra tsek

wenn die Lebensenergie den Körper verlässt und der Atem stoßweise und keuchend kommt,

འདེགས་བྱེད་རླུང་བྲོས་ངར་སྐད་ཅན་གྱི་རོས། །

dek je lung drö ngar kechen gyi rö

und der lebensunterstützende Wind sich zurückzieht, wenn dann mein sterbender Körper

ཉེ་འབྲེལ་གདུང་སེམས་འབྲེལ་ཐག་གཅོད་པའི་ཚེ། །

nyedrel dung sem dreltak chöpe tse

die Verbindung mit geliebten nahestehenden Menschen auf definitive Weise durchtrennt,

གནད་གཅོད་སྡུག་བསྔལ་དྲག་པོ་མི་འབྱུང་ཞིང༌། །

ne chö dukngal drakpo minjung zhing

möge ich dann nicht das starke Leiden des Sterbens erfahren,

མཁའ་འགྲོས་བསུ་བའི་སྣང་བ་ཤར་བར་ཤོག །

khandrö suwe nangwa sharwar shok

sondern mögen stattdessen Dakinis erscheinen, die mich willkommen heißen!

 

ཀྱི་ཧུད་ས་ཆུ་མེ་རླུང་ནམ་མཁའ་སྟེ། །

kyi hü sa chu me lung namkha te

Kyihü! Wenn sich Erde, Wasser, Feuer, Wind und Raum,

འབྱུང་ལྔའི་ཐིམ་རིམ་དུ་བ་སྨིག་རྒྱུ་དང༌། །

jung nge timrim duwa mikgyu dang

die fünf Elemente stufenweise auflösen, erscheinen Trugbilder,

མེ་ཁྱེར་མར་མེའི་སྣང་བ་གསལ་བའི་རྗེས། །

mekhyer marme nangwa salwe je

Feuerfunken und Erscheinungen von Lichtern.

ཕྲ་བའི་ཐིམ་རིམ་སྣང་མཆེད་ཐོབ་གསུམ་སྟེ། །

trawe timrim nang che tob sum te

Danach entfalten sich die drei subtilen Stufen der Auflösung: Erscheinung, Zunehmen, Erlangen.

 

འདི་ལྟར་རྣམ་ཤེས་སྣང་བ་ལ་ཐིམ་པས། །

ditar namshe nangwa la timpe

So löst sich das Bewusstsein in die Erscheinung auf und dadurch

སྤྲིན་མེད་མཁའ་ལ་ཉི་ཟླ་གཟས་ཟིན་ལྟར། །

trinme kha la nyida ze zin tar

erscheint wie zur Zeit einer Eklipse von Sonne und Mond am wolkenlosen Himmel,

དམར་ལམ་འཆར་ཞིང་དམར་ཆ་སྙིང་གར་ལྡོག །

marlam char zhing mar cha nyinggar dok

der “rote Pfad”. Und die rote Essenz kehrt ins Herz zurück.

 

དེ་རྗེས་སྣང་བ་མཆེད་པ་ལ་ཐིམ་པས། །

de je nangwa chepa la timpe

Dem folgt die Auflösung der Erscheinung in das Zunehmen.

སྐར་ཁུང་ནང་དུ་ཟླ་ཟེར་ཤར་བ་ལྟར། །

karkhung nang du dazer sharwa tar

Es ist wie das Scheinen von Mondstrahlen durch ein Fenster.

དཀར་ལམ་འཆར་ཞིང་དཀར་ཆ་ཐུར་དུ་བབས། །

karlam char zhing kar cha turdu bab

Der “weiße Pfad” entfaltet sich und die weiße Essenz kommt herab (ins Herz).

 

དེ་ནས་མཆེད་པ་ཉེར་ཐོབ་ལ་ཐིམ་པས། །

dene chepa nyertob la timpe

Dann löst sich die Phase des Zunehmens in die Erlangung auf.

སྤྲིན་མེད་ནམ་མཁར་སྲོད་མུན་འཁྲིགས་པ་ལྟར། །

trinme namkhar sö mün trikpa tar

Das ist wie eine dichte Dunkelheit nachts bei wolkenlosem Himmel.

ནག་ལམ་ཤར་ནས་ཀུན་གཞིའི་ངང་དུ་བརྒྱལ། །

naklam shar ne künzhi ngang du gyal

Es ist der “schwarze Pfad” der aufscheint und ich sinke bewusstlos in die Basis von Allem (kun zhi).

སླར་ཡང་སྲོག་འཛིན་རླུང་བརྒྱད་གྱེས་པ་ཡིས། །

lar yang sokdzin lung gye gyepa yi

Dann wieder durch die subtile achtfache Teilung des lebensunterstützenden Windes

ཅུང་ཟད་བརྒྱལ་སངས་གདོད་མའི་ཡེ་གདངས་ཤར། །

chungze gyal sang döme ye dang shar

wird bis zu einem bestimmten Grad das Bewusstsein erlangt und der ursprüngliche Glanz scheint auf.

གསལ་ལ་མ་འགགས་སྟོན་གྱི་ནམ་མཁའ་བཞིན། །

sal la magak tön gyi namkha zhin

Klar und unbehindert wie der Himmel an einem Herbsttag.

 

སྟོང་གསལ་སྒྲིབ་གཡོགས་བྲལ་བའི་ངང་ལ་གནས། །

tong sal drib yok dralwe ngang la ne

Während ich in diesem Zustand ohne verhüllende Verdunkelungen, in Leerheit-Klarheit verweile,

དེ་ཚེ་ད་ལྟའི་ཀ་དག་བློ་བྲལ་དབྱིངས། །

detse dante kadak lodral ying

möge ich zu diesem Zeitpunkt die ursprüngliche Reinheit des gegenwärtigen Augenblicks realisieren,

ཐ་མལ་ཤེས་པ་ཟང་ཀ་རྒྱ་ཡན་ལ། །

tamal shepa zangka gya yen la

des grundlegenden Raumes aller Phänomene, der ohne Konzepte und Gedanken ist.

ངེས་པ་རྙེད་དེ་མཉམ་པར་བཞག་པའི་མཐུས། །

ngepa nye de nyampar zhakpe tü

Im unbeeinflussten Bewusstsein, frischer, uneingeschränkter und entspannter Offenheit,

གདོད་མའི་གཞི་དབྱིངས་ནང་གསལ་གསང་བའི་སྦུབས། །

döme zhi ying nangsal sangwe bub

durch den machtvollen Einfluss der (früheren) Meditation dieses Zustandes,

ཁྱད་ཆོས་དྲུག་ལྡན་ཀུན་བཟང་དགོངས་པའི་ཀློང༌། །

khyechö drukden kunzang gongpe long

möge ich in diesem geheimen Raum innerer Luminosität, der seit jeher vorhanden ist,

སྐད་ཅིག་ཉིད་ལ་བཙན་ས་ཟིན་པར་ཤོག །

kechik nyi la tsensa zinpar shok

in der weiten Ausdehnung der Realisation von Kuntu Sangpo, mit den sechs besonderen Charakteristiken, in diesem Augenblick den sicheren Sitz (der Befreiung) erlangen.

 

གལ་ཏེ་བར་དོ་དང་པོར་མ་གྲོལ་ན། །

galte bardo dangpor ma drol na

Wenn ich keine Befreiung erlange in dieser ersten (Möglichkeit des) Bardo,

དབྱིངས་སྣང་ལྷུན་གྲུབ་འོད་གསལ་ལ་ཐིམ་ནས། །

ying nang lhündrub ösal la tim ne

nachdem sich die Erscheinungen des grundlegenden Raumes in das spontan vorhandene klare Licht aufgelöst haben,

སྒྲ་འོད་ཟེར་དང་ཚོམ་བུའི་དཀྱིལ་འཁོར་སོགས། །

dra özer dang tsombü kyilkhor sok

wenn sich dann Klänge, Lichter, Strahlen, sowie Mandalas in bestimmten Anordnungen und anderes zeigen,

ཐིམ་ལུགས་བརྒྱད་ཀྱི་སྣང་བ་འཆར་བའི་ཚེ། །

tim luk gye kyi nangwa charwe tse

wenn die Erscheinungen der acht Arten der Auflösungen aufscheinen,

ཆོས་ཉིད་བར་དོར་རང་སྣང་ངོ་ཤེས་ནས། །

chönyi bardor rangnang ngoshe ne

nachdem ich dann im Chönyi-Bardo (des Dharmata) Erscheinungen als Eigen-Erscheinungen (meines Rigpa) erkannt habe,

མ་པང་བུ་འཇུག་ལྟ་བུར་གྲོལ་བར་ཤོག །

ma pang bu juk tabur drolwar shok

möge die Befreiung so sein, wie ein Kind, das auf den Schoß seiner Mutter springt.

 

དེ་ཚེ་སྒྲ་ཡིས་འཇིགས་ཏེ་ཟེར་གྱིས་དངངས། །

detse dra yi jik te zer gyi ngang

Wenn ich (da) keine Befreiung erlangt habe,

སྐུ་ཡི་སྣང་བས་སྐྲག་སྟེ་མ་གྲོལ་ན། །

ku yi nangwe trak te ma drol na

und die Erscheinungen der erleuchteten Körper mich in Furcht versetzen,

ཆོས་ཉིད་བདེན་པ་བླ་མའི་བྱིན་རླབས་ཀྱིས། །

chönyi denpa lame jinlab kyi

und ich in Schrecken gerate durch die Strahlen und die furchterregenden Klänge,

འཁྲུལ་པ་རྨི་ལམ་སད་པའི་ཆ་ཙམ་ལས། །

trulpa milam sepe cha tsam le

möge ich dann durch den Segen meines Lamas und die Wahrheit von Dharmata – der Natur der Realität,

རང་བཞིན་སྤྲུལ་སྐུའི་ཞིང་ཁམས་པདྨའི་སྦུབས། །

rangzhin tulkü zhingkham peme bub

von dem verwirrenden Traum zu einem bestimmten Grad erwachen,

བརྫུས་ཏེ་སྐྱེས་ནས་དབུགས་དབྱུང་གྲོལ་བར་ཤོག །

dzü te kye ne ukyung drolwar shok

und im Herzen eines Lotus in einem Reinen Land des natürlichen Nirmanakaya Bereiches
auf wunderbare Weise Geburt nehmen und dann ganz sicherlich Befreiung erlangen.

 

རིམ་དགུའི་ཐེག་པ་ཀུན་ལས་འདས་པའི་དོན། །

rim gü tekpa kün le depe dön

Durch die Macht des Eintritts in den Pfad des klaren Lichtes von Dzogchen,

འོད་གསལ་རྫོགས་ཆེན་ལམ་ལ་ཞུགས་དེའི་མཐུས། །

ösal dzogchen lam la zhuk de tü

dessen Bedeutung über alle neun graduellen Fahrzeuge hinausgeht,

ནམ་ཞིག་གདོད་མའི་ལྷུམས་སུ་ཞུགས་པའི་ཚེ། །

namzhik döme lhum su zhukpe tse

wenn ich dann eines Tages in den Schoß des Ursprünglichen eintrete,

གང་གི་གྲོལ་ཚད་སྒྲ་འོད་ས་གཡོས་དང༌། །

gang gi drol tse dra ö sayö dang

mögen sich dann Zeichen der Befreiung, wie Klänge, Lichter, Beben der Erde,

རིགས་ལྔའི་གདུང་དང་ཞི་ཁྲོའི་སྣང་བརྙན་སོགས། །

rik nge dung dang zhitrö nangnyen sok

sowie Reliquien der fünf Buddha-Familien und Abbildungen der Fried- und Zornvollen und anderes,

ཀུན་གྱི་མཐུན་སྣང་གྲུབ་ཏུ་མངོན་པར་ཤོག །

kün gyi tün nang drub tu ngönpar shok

als kollektive Wahrnehmungen, für viele sichtbar, manifestieren.

 

རིག་འཛིན་བདག་གི་ལྷག་བསམ་རྣམ་དག་དང༌། །

rigdzin dak gi lhaksam namdak dang

Durch meine reine Intention als Rigdzin,

ཆོས་ཉིད་རང་བཞིན་ཅི་ཡང་མ་ཡིན་པའི། །

chönyi rangzhin chiyang mayinpe

und durch die Macht der Wahrheit, die nichts in sich und von sich selbst ist, die Natur von Dharmata (Leerheit),

བདེན་པའི་མཐུ་ཡིས་ཁམས་གསུམ་ཡིད་ཅན་དང༌། །

denpe tu yi kham sum yichen dang

mögen die Lebewesen in den drei Bereichen der Existenz,

ཁྱད་པར་འབྲེལ་བས་བསྡུས་པའི་སེམས་ཅན་ཀུན། །

khyepar drelwe düpe semchen kün

insbesondere die fühlenden Wesen, die eine besondere Verbindung mit mir haben,

སྐུ་བཞིའི་ཞིང་ཁམས་རྨད་བྱུང་ཉམས་དགའ་བར། །

ku zhi zhingkham mejung nyamgawar

im wunderbaren Reinen Land der Vier Kayas Freudvoller Erfahrungen,

ཚོམ་བུ་གཅིག་ཏུ་ཕྱམ་གཅིག་གྲོལ་བར་ཤོག །

tsombu chik tu chamchik drolwar shok

zusammen in einer großen Ansammlung, einem Mandala, zur gleichen Zeit Befreiung erlangen.

 

དེ་ལྟར་སྐུ་གསུམ་ཞིང་ཁམས་སྦྱོང་བའི་གསོལ་འདེབས་སྨོན་ལམ་འདི་ནི་རང་བྱུང་པདྨའི་གསུང་གི་དབེན་གནས་འོག་མིན་རྡོ་རྗེའི་ཀེའུ་ཚང་དུ་རང་ཉིད་གཅིག་པུར་དབེན་པ་བསྟེན་པའི་སྐབས་སྔ་ཞོག་གི་ཚེ་ན་མིག་ལམ་དུ་ཧས་པོ་རི་མཐོང་བས་རྐྱེན་བྱས་སྣང་བ་ལ། ག་རེ་རི་མ་གིའི་རྩེར་མཁན་སློབ་རྗེ་འབངས་རྣམས་ཀྱི་ཞབས་ཀྱིས་བཅགས། ལྷ་འདྲེ་བཏུལ། སྐྱོ་སངས་མཛད་པ་སོགས་ཀྱི་ལོ་རྒྱུས་ཆེར་སྣང་མོད། དེ་དག་ཐམས་ཅད་ད་ལྟའི་མིང་ཙམ་མེད། འདི་ལྟ་བུའི་འདུས་བྱས་ཐམས་ཅད་མི་རྟག་པར་ཡིད་ཆེས། རང་ཉིད་ཀྱང་ལོ་ཤས་ཙམ་མི་འཆི་བའི་འཚོ་རྩིས་བྱས་ཀྱང་སང་ཙམ་ནས་འཇིག་རྟེན་ཕ་རོལ་ཏུ་མི་འགྲོ་བའི་ངེས་པ་ཅི་ཆ་སྙམ་ནས་སྐྱོ་ཤས་ངེས་འབྱུང་ཚད་མེད་སྐྱེས། ཨོ་རྒྱན་རྗེ་འབངས་རྣམས་དྲན་པ་ལ་ཚད་མེད་ཀྱི་མཆི་མ་འཁྲུག་པ་ཞིག་བྱུང་བས་རྐྱེན་བྱས། དེའི་ཚེ་ཐུགས་དམ་གནད་ནས་བསྐུལ་བའི་གསོལ་འདེབས་དང་འབྲེལ་བར་བར་དོ་ལམ་སྣང་གི་གྲོལ་ཚུལ་རྩ་ཚིག་ཏུ་བྱས་ནས་ཁ་ཏོན་དུ་བགྱིས་ཆོག་པའི་སྨོན་པ་འདི་ཡང་བྱ་བྲལ་བ་མཁྱེན་བརྩེའི་འོད་ཟེར་གྱིས་བྲིས་པའོ། །

Das ist das Wunschgebet des Praktizierens der Reinen Länder der drei Kayas.
In der Vajra Höhle von Akanishta, der Einsiedelei der selbst-entstehenden Rede von Padmasambhava, als ich dort im Retreat war, blickte ich eines Morgens hinüber zum Berg Hepori.
Eine Erinnerung stieg in mir auf:
„War es nicht dort auf der Spitze des Berges Hepori, wo der Khenpo Shantarakshita, der Lopon Padmasambhava und der König Trisong Deutsen mit seinen Untertanen umher gingen, Götter und Dämonen unterwarfen, sich vergnügten und ihren Segen gewährten?“
Darüber gibt es so viele Erzählungen und Geschichten.
Von allen diesen Geschichten sind nicht einmal mehr die Namen erhalten.
Eine tiefe Gewissheit über die Vergänglichkeit von allem, was von zusammengesetzter Natur ist, erfüllte meinen Geist.
Ich selbst plante, noch viele Jahre zu leben, aber welche Gewissheit hatte ich, dass ich nicht schon morgen in ein anderes Leben hinüber gehen würde?
Während ich diese Gedanken hatte, überkam mich ein starkes anhaltendes Gefühl von großer Traurigkeit und Abneigung gegenüber Samsara, verbunden mit dem starken Wunsch, Samsara zu entsagen.
Mich an Guru Rinpoche, den König und seinen Kreis erinnernd, brach ich, tief bewegt und erschüttert durch diese Vorstellung, in Tränen aus.

Aus dieser tiefen Erfahrung heraus, habe ich dieses Gebet der Anrufung an Guru Rinpoche verfasst, verbunden mit einem Gebet, wie die Erscheinungen des Bardo auf den Weg der Befreiung genommen werden können, welches auf Wurzelversen basiert.
Dieses Wunschgebet habe ich Chatral Khyentse Öser (Jigme Lingpa) so verfasst, dass es als tägliches Gebet rezitiert oder gesungen werden kann.

 

| Übersetzung aus dem Tibetischen © Birgit Khoury 2014

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